Kritik an Klimapolitik durch die Fridays-for-Future-Bewegung. Ein Youtuber mit einer Generalabrechnung. Einige Politiker haben zuletzt keine besonders gute Figur gemacht, als es darum ging, auf Kritik zu reagieren.
Vielleicht wäre es etwas anders ausgegangen, hätte FDP-Chef Christian Lindner zu den Fridays-for-Future-Protesten nicht gesagt, dass die demonstrierenden Schüler lieber zur Schule gehen sollten. Oder hätte die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Tag nach der Europawahl zum Rezo-Video nicht mit der Frage nach Regeln für "Meinungsmache" im Netz reagiert.
Wir fragen uns: Geht es besser?
Coach und Anwältin Anja Gerber-Oehlmann hat ein paar Tipps für eine gute Reaktion auf Kritik. Das Wichtigste: Nicht gleich ausrasten. Dann: Uns ernsthaft mit den Punkten unseres Gegenübers auseinandersetzen. Diese Methode - also die Kritik ernst nehmen und Punkte herausarbeiten, die man für sich selbst akzeptieren kann - nennt man auch das Prinzip der wohlwollenden Interpretation.
Dass die ein oder andere Kontroverse zwischen Demonstrierenden, Youtubern und Politikern eskaliert ist, führt Anja Gerber-Oehlmann auf diesen Punkt zurück - also Kritik nicht hören, nicht ernst nehmen wollen. Sie fordert von Politikern wie auch Kritikern die Bereitschaft zum Dialog.
"Die einen wollen auf bestimmte Zustände und Verhaltensweisen aufmerksam machen und eine Änderung bewirken und die anderen scheinen nur daran zu denken, wieder gewählt zu werden."
Der 26-jährige CDU-Politiker Philipp Amthor anerkennt im Deutschlandfunk-Interview zwar, dass Youtuber Rezo bei jungen Wählern einen Nerv getroffen habe, geht aber auch direkt in die Konfrontation indem er feststellt, dass Behauptungen aufgestellt worden seien, "die wir so nicht stehen lassen können".
Laut Anja Gerber-Oehlmann wäre es zielführender, sich zunächst einmal inhaltlich mit der Kritik auseinanderzusetzen. Sie sagt, für Kommunikation gibt es allgemeine Regeln, mit denen jeder - ob Politiker oder nicht - gut beraten wäre.
"Man nimmt die Kritik nicht an, weil sie schmerzhaft ist. Aber es wäre natürlich viel besser sich zu fragen, ist vielleicht etwas dran an der Kritik? Und was könnten wir besser machen?"
Annegret Kramp-Karrenbauer hätte also bei der Pressekonferenz am Tag nach der Europawahl besser nicht direkt laut über Regeln für Meinungsmache im Netz nachgedacht, sondern wäre vielleicht besser inhaltlich auf einzelne Kritikpunkte aus dem Rezo-Video eingegangen. Diese hätte man als ernstzunehmende Beobachtungen benennen können, die möglicherweise auch Wähler teilen.